Zur Sprache der Europäischen Völker
Der Artikel Zur Sprache der Europäischen Völker wurde von Jo Zybell mit Michael J. Parrish erarbeitet und war bei den Hintergrundinformationen auf dem alten verlagseigenen MX-Portal zu finden, bis dieses 2017 nach einem Hackerangriff abgeschaltet wurde. Er wird mit Erlaubnis des Bastei-Verlags nun hier zur Verfügung gestellt.
Zur Sprache der Europäischen Völker
von Jo Zybell
Die Sprache in 500 Jahren wird sich, führt man sich die Kometen-Katastrophe und den Rückfall der Zivilisation vor Augen, deutlich von unserer heutigen unterscheiden, wohl aber daraus hervor gegangen sein. Doch wie entwirft man eine vollkommen neue Sprache, die sich darüber hinaus auf fast alle heutigen europäischen Sprachen stützt?
Jo Zybell hatte die Freude, sich darüber Gedanken machen zu dürfen. Er schrieb also vor sich hin, und Bilder, Worte und Sätze flossen ihm in die Tastatur, ohne dass er viel darüber nachdachte. Ausgehend von den wenigen Barbaren-Sätzen aus Band 1 und dem Anfang von Band 2 versuchte er sich dann erstens seiner eigenen Assoziationsketten bewusst zu werden und sie zurückzuverfolgen, und zweitens formulierte er aufgrund dieser knappen Analyse ein paar Worte und Sätze, die vielleicht hin und wieder in den MADDRAX-Romanen auftauchen konnten. Hier sein Ergebnis:
1. Barbarische Sätze aus MX 1 und 2
Tenk fa tuu... honuur fa tuu. — Dank sei dir... Ehre sei dir.
Wie komme ich darauf? Vielleicht so: Tenk — Dank, Thank / fa — soit, sei, are / tuu — dir, toi, tu, you / honuur — Ehre, hono(u)r, honeur.
Die Assoziationen fliegen zwischen dem deutschen Begriff und seinem engl. u. franz. (manchmal auch lat.) Äquivalent so lange hin und her, bis ein brauchbares Fantasiewort entsteht.
Nächster Satz: Maddrax neet soleen, troo beerde de ceele. — M. (ist) nicht allein (gekommen), drei (andere) Vögel (waren) am Himmel.
neet — nicht, not, (von mir aus auch holl.:) nit / soleen — allein (berl.: alleene), alone, seul, solitude / troo — drei, trois, three / beerde — Vögel, bird / de — Präpositionspartikel / ceele — sky, ciel, Himmel
Der nächste Satz ist ein bisschen willkürlicher: Soot disuu atweeno de Wudan. — Drei Götter sind von Wudan gekommen.
Und der Assoziationsbrei: Soot — six, soix / disu — deus, dieu, (Plural verdoppelt den männl. Schlussvokal u, das a bietet sich für den weibl. an); hinzu kommt noch das „sprechen“ — dire, weil Götter angeblich meistens was zu sagen haben / atweeno — ankommen, Advent, arriver / de — Präp.part.
Und jetzt zwei Sätze aus dem Folgeband: Modejaan reeso wee du fluwee naa. — Morgen ziehen (oder: gehen) wir diesen (oder: den) Fluss hinunter.
Hier sind die Assoziationketten etwas länger: modejaan — von dejaan (= Tag, daag, jour, day) über tedejaan (= heute, today, aujourdui) zu modejaan — morgen, tomorrow, u.s.w. / reeso — wir gehen, (sun—)rise, reisen, rennen, (s.u. Sonnenuntergang) / wee — we, wir / fluwee — Fluss, fließen, flow, river / naa — Präp.partikel, hinunter, nach, nahe dran.
2. Einige Worte und Sätze
Die assoziativen Verbindungen der Fantasiesprache zu gesprochenen Sprachen sind jetzt vielleicht nachzuvollziehen:
Sonne — solun
Mond — loona
Meine Idee: männliche Endung —un oder jedenfalls geschlossene Silben, weibliche —a oder jedenfalls offene Silben.
Plural: solunu, loonana. Bei beeindruckenden und sehr großen Dingen neigen die Barbaren dazu, den Pluralvokal zu verdoppeln. Eine gewaltige Sonne wäre dann solunuu, usw.
Sonnenaufgang — soluntweenu (s.o.: ankommen)
Sonnenuntergang — solunrees (gehen)
Tag — dejaan
Nacht — darkuuna
Die große Finsternis — darkuunaa
heute — tedejaan
morgen — modejaan
ja — ay
nein — no
neet — nicht
Krieg — areeg
Frieden — feesa
Krieger — areegun
Kriegerin — areega
ich komme in Frieden — eja tweeno wa feesa
kommst du in Frieden? — atweeno tuu wa feesa?
Friede sei mit dir — tuma sa feesa
essen — magaro
und — te
'dir sei (immer) Essen und Friede (gegönnt) — fa tuu magare te feesa
tot — nac
ich, du, er, sie, es — eja, tuu, ree, zi, et
wir, ihr, sie — wee, juu, feii
er ist tot — ree fa nac
du bist tot — tuu sa nac
leben — beviwo
ich lebe — eja beviwo
wir leben — wee beviwoo
ihr lebt — juu beviwuu
Zahlen 1 bis 13 — een, doo, troo, karoo, fiwee, soot, seet, hutii, nenii, tenii, zonee, dusee, trezee
Jäger — shassun
Jägerin — shassana
jagen — shasso
Artikel — da, fem. / dun, mask.
der große Fluss — da fluwee magaa / da magaa fluwee
Insel — isee
Volk der 13 Inseln — pubaan de trezee iseele
Horde — shwadoo
Häuptling — capuun
Schwert — swoot (umgangsspr. auch für Penis)
Pfeil — siraan
Bogen — woodun
Speer — pikuun
Fell — heeres
Kind — kenfa
Frau — femana
Mann — uhomo
sprechen — parweloo
Göttersprecher, Schamane — disuuparweluun
Westen — rees
Osten — tweenu
Süden — midaa
Norden — meera
verfallene Stadt — nac villaga
Berg — monatuun
Gebirge — monatuunun
Eis — izee
Schnee — izuun
Lager — kamboo
Autobahn — otowajii
Die Große Katastrophe — kristofluu (Christopher-Floyd)
Seife — soaf
Notnahrung (Paste) — shmaldan (Eigenname)
Liebe machen — fegaashaa
Blut — sanguu
Nicht tun! — neetu!
anziehen — attraar
Ehre — gloriis
Erhebt euch! — alzaree juu!
Gute Waffe — buonne armaa
Und nun noch mal sehr vereinfacht die „Methode“:
Hier schlagen wir (machen, bauen, errichten) unser Lager (auf) — zi bataa wee nu kamboo.
Eine Schlussbemerkung noch: Ich stelle mir vor, dass es unter den Europäischen Völkern einen Grunddialekt gibt, der im Süden mehr romanische Färbung, im Norden eher skandinavische usw. annimmt.
3. Nomadendialekt am südlichen Alpenrand:
comdo! — Hallo, wie gehts? (Begrüßung)
dacoroo — Einverstanden
kwaanta? — Wie viel?
offor! — Machen Sie ein Angebot! (Anbieten)
magare — Essen
parr — für
doo — zwei
sema (semaa) — Woche (Wochen)
magare parr doo semaa — Proviant für zwei Wochen
androne — Androne (Riesenameise)
ruuta — Rad
fuca — Feuer
ruuta fuca androne parr — Androne gegen Motorrad (Tausch)
ruuta fuca — Motorrad (wörtl. Feuerrad)
meerdu(u) — Scheiße (auch als Ausruf)
4. Verben aus dem Dialekt des Bergvolks der Narka (franz.-ital.)
von Michael J. Parrish
Erweiterte Konjugationsendungen:
-o 1. Person Singular
-u 2. Person Singular
-a 3. Person Singular
-oo 1. Person Plural
-uu 2. Person Plural
-aa 3. Person Plural
Infinitiv auf -r ? / Imperativ auf -c ?
révlacaa — Er ist aufgewacht.
damaadàc! — Frag ihn!
compraatu? — Kannst du mich verstehen?
5. Vulgärfranzösisch (gesprochen in und um Parii)
Marscha — Markt
Nonè — wörtl. „es ist nicht“ – Verneinungsformel
Fara — weit
no — nein
nonè fara — es ist nicht weit
mai — aber
stan — bleiben
percula — Gefahr
damne — verflucht
permi — erlaubt
nepa — Verstärkungsformel
maîte — sofort
Setarma! — Ergib dich!
Invaden — überfallen, eindringen
domm — wörtl. „Herr“, Titel des Herrschers der Me’ro
side — ihr seid
prison — Gefangener
prisonn — Gefangene, Pl.
gran — groß
Nenè permi! — Es ist verboten!
Side prisonn dele gran domm — Ihr seid Gefangene des großen Domm
aiden — helfen
Aidem! — Hilf mir!
Morde(e) — der Tod/die Tode
Mordee! — Tötet sie!